Die Frau die nie schmunzelt

Vera Holzwarth im Gespräch:

Interview mit der Künstlerin Vera Holzwarth vom 17.10.2016 in Karlsruhe.

Die Fragen stellten Beat Schnabel (B.S.) Fedor Stolze- Babelsberg (F.S.B.) und Dorothea von Gestern (D.v.G.)

 

(B.S.) Frau Holzwarth, wie fühlen Sie sich heute?

(V.H.) Etwas erschöpft aber zuversichtlich.

(B.S.) Sie hatten ja am Freitag vor drei Tagen Vernissage in der seit einem Jahr bestehenden,

sehr erfolgreichen Karlsruher Produzentengalerie zettzwo deren Mitglied Sie sind. Dabei ist uns aufgefallen,  dass Ihr künstlerisches Arbeitsfeld sehr vielfältig ist. Was inspiriert Sie mehr Dinge oder Wesen?

(V.H.) (….lächelt…) Die meiste Inspiration hab ich beim Duschen und beim Schlafen.

(B.S.) Gutes Stichwort, was bereitet Ihnen mehr Schwierigkeiten? Eine Arbeit zu beginnen oder sie zu

beenden?

(V.H.) Das ist von Fall zu Fall verschieden, kommt darauf an wie oft ich schlafen und duschen kann.
(F.S.B.) Frau Holzwarth, da Sie sich so aufs Duschen und schlafen kaprizieren: Wird ein Kunstwerk dem
man die Arbeit ansieht die es verursacht hat, dadurch geadelt oder wird es dadurch wertlos?
(V.H) Also wertlos auf keinen Fall. Ich habe große Achtung vor den alten Meistern und wenn ich deren
Bilder betrachte und sehe, dass man für diese Perfektion Ewigkeiten gebraucht haben muss, bin ich
eher fasziniert. Grundsätzlich finde ich aber, man sollte einem Werk nicht ansehen, dass es Arbeit war, sonst wär’s ja keine Kunst.
(F.S.B.) Ist Kunst schaffen für Sie demnach eher Erfüllung oder Vollzug?
(V.H.) Naja, es ist wie in meinen Bildern. Man muss sich anstrengen, darin nach dem ersten schönen Schein die zweite tiefere Bedeutung zu finden. Das ist dann die Erfüllung.
(F.S.B.) Würden Sie „Kunst schaffen“ als einen göttlich Akt bezeichnen oder ist Kunst nur eine Vermittlung des Göttlichen durch den Künstler?
(V.H.) Oje…..also manchmal wenn ich allzu begeistert vor meinem frischen Werk stehe, denke ich schon, so muss sich Gott auch fühlen, wenn er etwas erschaffen hat. Allerdings erzähl ich das normalerweise nicht, weil das etwas überheblich klingt.
(F.S.B.) Inwieweit sollte sich diese Selbstvergötterung des Künstlers dem Wahnsinn annähern um ihn unsterblich zu machen?
(V.H.) Ein bisschen Wahnsinn ist nicht verkehrt, und wenn es bei mir nicht so wäre, könnte  ich mir vorstellen, ein guter Brezelverkäufer zu sein. Brezeln haben ja auch eine schöne Form und werden immer gebraucht; es ist ja auch ein sicherer Job. Aber soweit, dass ich mir ein Ohr abschneide sollte es nicht kommen.
(D.v.G.) Frau Holzwarth, überzeugt Sie Ihre Selbstkritik?
(V.H) (Irritiert….) Die Leute bekommen nur Werke zu sehen, die meine Selbstkritik überwunden haben.
(D.v.G.) Tun Ihnen Frauen leid?
(V.H.) Nein, wieso? Viele Menschen haben schlimme Lebensumstände, verursacht durch Religion oder korrupte Regierungen, da sind aber auch Männer dabei.
(D.v.G.) Könnten Sie sich eine Frauenwelt vorstellen?
(V.H.) Nein, Männer sind auch zu etwas gut.
(D.v.G.) Gesetz den Fall, Sie haben nie einen Menschen umgebracht, wie erklären Sie sich, dass es nicht dazu gekommen ist?
(V.H.) (Lacht…) Weil ich allzu gutmütig gegenüber meinem Mann war…..
(B.S.) Wollen Sie mit Ihrer Kunst Menschen beglücken oder aufklären oder ist sie lediglich Ausdruck Ihres
Egos.
(V.H.) Natürlich will ich, dass alle glücklich sind, die Leute, ich,….aber natürlich kann ich auch nur das darstellen was in meinem Kopf herumschwirrt und das ist dann die Aussage und auch ganz viel mein Ego.
(F.S.B.) Und falls dann doch Kritik an Ihrem Werk geäußert würde, was wünschten Sie sich als Künstler mehr, grobe Freunde oder höfliche Feinde?
(V.H) Eindeutig höfliche Feinde, ich kann grobe Menschen eigentlich nicht leiden und höfliche Feinde geben mehr Inspiration.
(D.v.G.) Was fürchten Sie also mehr: das Urteil von einem Freund oder das Urteil von Feinden?
(V.H.) Wenn ich eine Schwachstelle in einem Bild entdecke und jemandem fällt´s auf, dann ist’s mir egal ob Freund oder Feind.
(B.S.) Empfinden Sie es als Verrat oder als Ehre wenn andere Künstler Ihre Ideen klauen?
(V.H.) Irgendwie sind wir ja alle nicht befreit von gegenseitiger Beeinflussung (…lacht…). Aber wenn es nicht gut wäre, dann würden sie es auch nicht klauen……
(B.S.) Inwieweit halten Sie denn eine akademische Ausbildung für relevant?
(V.H.) Wenn ich eine hätte, würde ich sie natürlich für immens wichtig halten, so aber halte ich sie für überbewertet.
(D.v.G.) Entspringt Ihre Kreativität Ihrem Intellekt oder umgekehrt?
(V.H.) Also ich habe den Eindruck, je mehr Kunst ich mache, desto schlauer werde ich, früher war ich in dieser Hinsicht ziemlich naiv.
(B.S.) Frau Holzwarth, haben Sie eine Muse?
(V.H.) Ja, mich.
(B.S.) Ihr Lieblingsmaterial?
(V.H.) Irgendetwas, was man findet und gerade gut gebrauchen kann….
(F.S.B.) Sind Ihre Arbeiten Ausdruck oder Eindruck Ihrer Erkenntnisse?
(V.H.) Also erst einmal habe ich einen Eindruck, dann versuche ich einen Ausdruck zu finden und meistens kommt dann die Erkenntnis.
(D.v.G.) Was fehlt Ihnen zum Glück?
(V.H.) Eine klitzekleine Kettensäge und wenn ich die hab, dann reden wir weiter.
(F.S.B.) Sollte ein Künstler eher Hedonist oder Dogmatiker sein?
(V.H.) Eher Dogmatiker.
(B.S.) Tee oder Kaffee?
(V.H.) Kaffee!! Mit Tee wurde ich mal gequält. Da möchte ich jetzt aber nicht weiter drauf eingehen.
(B.S.) Fleisch oder Gemüse?
(V.H.) Eigentlich will ich nicht so gerne Tiere essen, ich tue es aber doch. Gemüse muss aber immer sein.
(B.S.) Kerze oder LED?
(V.H.) Naja, das hängt stark davon ab, was ich gerade vorhabe…….
(D.v.G.) Wussten Sie, dass die Basken in direkter Linie vom Cro-Magnon Menschen abstammen?
(V.H.) Nö.

 

Die Antworten in diesem Interview entsprechen nicht immer der Meinung der Künstlerin.